Montag, 8. April 2013

Handgemachter Trend

Gestern habe ich es zum ersten Mal auf einen Kreativmarkt geschafft. Der Mann hütete den schlafenden Knirps zu Hause, da er sich ohnehin nicht für so einen „Kram“ interessiert. Ich war gespannt. Was es da wohl alles zu sehen gibt? Sicher war der Markt voll von Inspirationen, individuellen und schönen Dingen. Die erste (weniger schöne) Überraschung erlebte ich, als ich die Schlange wartender Leute sah. Grummelnd reihte ich mich ein. Nach einer halben Stunde anstehen und 2,50€ Eintritt durfte ich endlich in die Halle. Es bot sich mir eine bunte Vielfalt und viel angenehme Überraschungen kreativer Art: Genähtes, Stoffe, Buttons, Lampen, Spielzeug, Stempel, Grafiken usw. An jedem Stand gab es etwas neues zu entdecken. Ich erstand zwei Meter schönes Auto-Webband und einen Fußball-Flaschenöffner für den Mann. Beim Genähten interessierte ich mich hauptsächlich für die Verarbeitung. Man lernt ja nie aus.

Das coole Webband für den Knirps. Erstanden auf dem Kreativmarkt.
Auf dem Nachhauseweg machte ich mir Gedanken, was den Kreativ-Trend denn so ausmacht. Ist es wirklich das Kontra zu billiger Einheit-Massenware? Klar! Es sind alles individuelle Stücke und genau diese Individualität ist es ja wonach sich die Menschen sehnen. Daher ja auch der Trend... Ich freue mich sehr über diese Entwicklung, weil sich die Menschen damit auch wieder auf Qualität besinnen, weg von der Massenware und sich fragen wo die Ware herkommt. Wenn man Selbstgemachtes kauft, hat man oft ein Einzelstück erworben und wenn man selbst etwas herstellt, weiß man wieviel Arbeit dahinter steckt und liebt diese Sache innigst. Sie bedeutet so viel mehr als ein gekauftes Stück.

Was ich aber auch bemerkte ist, dass es innerhalb des Handgemacht-Trends natürlich auch wieder Trend gibt. Stoffe unterliegen genauso der Mode und die Muster wiederholen sich. Demzufolge, ähneln sich die Sachen, die ich nähe oder die angeboten werden oft. Der Schnitt und was man damit macht, bringt hier zwar auch nochmal Individualität, aber gerade diebunten Motivkinderstoffe sind so laut, dass der Schnitt meist nicht so auffällt. So ist es mir z.B. mit dieser Mütze, die ich für den Knirps im letzten Jahr nähte, so passiert, dass ich angesprochen wurde, wo ich die gekauft hätte, mit so Eulensachen, rennt ja jetzt jeder rum. Ich habe diese Mütze deswegen nicht weniger geliebt, aber nähe ich nicht gerade weil ich individuelle Sachen für mein Kind möchte?!

Freunde bemerken immer wieder mal an, wie teuer die selbstgenähten Sachen sind. Wenn man aber Material und investierte Arbeitszeit rechnet, sind sie gar nicht mehr so preisntensiv. Teuer erscheinen sie vor allem im Vergleich zu billiger Massenware. Dort trägt aber jemand anderes die Kosten, die man selbst nicht zahlt. Zum Beispiel Billiglohnarbeiter und fehlende Umweltauflagen sorgen für schön billige preise. Will nicht (!) heißen, dass jede große Kette so arbeitet! Gerade heute abend lief in 3sat eine Reportage „Die 20 größten Konsumsünden“ in der Konsumsünde Nr. 10 die Kleidung ist. Die Autoren beschreiben darin, dass die Kleidung so billig ist, dass sich eine „Ex und Hopp Mentalität“ bei uns entwickelt hat. Wenn etwas nicht mehr gefällt, gibt es ein preiswertes Neues Kleidungsstück. Ein Body für ein Baby kann neu nicht nur 2-3 Euro kosten, oder eine Hose 3-4 Euro. Unabhängig davon, finde ich aber, dass die Grundlage für die schönen individuellen Sachen, der Stoff, unverschämt teuer ist. Gut, es ist hoch qualitativer Stoff und sehr süß! Aber die bunten Kinderjerseystoffe mit Eulen, Äpfeln, Füchsen usw. kosten so viel, dass ich mich frage, ob sich selber nähen hier wirklich lohnt. 11 Euro für einen halben Meter bei einem Stoff, der 1,20m breit liegt? Nö! Ich kaufe auch ab und zu süße Kinderstoffe, versuche aber etwas ab vom Mainstream zu kaufen, in kleinen Stoffgeschäften und eher selten online. Außerdem vernähe ich gern abgelegte Kleidung. Wenn wir irgendwo im Ausland sind suche ich auch oft Stoffgeschäfte auf, weil es dort immer eine andere Auswahl gibt.

Mein Fazit: Der Handgemacht-Trend ist super. Mehr davon. Weiter so. Allerdings muss man auch bei diesem Trend aufpassen, dass man wirklich individuell bleibt. Der Hangemacht  Markt ist schließlich auch nur ein Markt, der automatisch auch Moden unterliegt.

4 Kommentare:

  1. Ich war auch auf dem Markt und bin froh, dass ich nicht so lange anstehen musste. Ja, die Kreativmärkte und die neue Handmade Kultur sind gerade total "IN". Ich finde es auch gut, aber Du hast Recht, wenn man nicht zum Mainstream dieser Kultur gehören will, dann muss man immer andere Wege gehen. Ist allerdings gar nicht so einfach, weil sich immer alles total schnell im Fluss ist. Oftmals ist es auch so, dass sich die großen Hersteller ihre Ideen bei den Kleinen holen.
    Und klar, die Verkäufer auf solchen Märkten passen sich auch dem allgemeinen Trend an. Immerhin will man ja auch was verkaufen. Ist immer eine Gradwanderung, aber ich denke, die Zahl der Selbernäher ist immer noch sehr gering, weswegen die Stücke fast immer auffallen.
    LG
    Kerstin

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    1. Stimmt! Die selbstgenähten Stücke erkennt man fast immer und sie sind ein so schöner Farbklecks im Massenwaren-Einheitsgrau! LG Katrin

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  2. Ich kann total verstehen, was du meinst, das geht mir auch so. Wenn ich zum drölfzigsten Mal auf einem Blog einen Stoff sehe, finde ich ihn schon langweilig. Und ja, Stoff und auch Wolle sind meiner Meinung nach ganz schön teuer, wenn man was gutes haben will. Das macht es gerade Leuten mit kleinem Geldbeutel ziemlich schwer. (Wie mir als Studentin :D )

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    1. Genau, Wolle ist auch ziemlich teuer... Nachfrage-Angebot (und höherer Preis) eben :)

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